13. Dezember 2014 – 22. Februar 2015
Mathieu Mercier
everything but the kitchen sink
Eröffnung: Freitag, 12. Dezember 2014, 19 Uhr
Lampen, Möbel, Fahrräder, Typographien, Museumssockel: Mathieu Merciers künstlerisches Schaffen bewegt sich souverän zwischen den Kategorien von Kunst und Alltagskultur und reflektiert im Spannungsfeld von Architektur, Design und bildender Kunst die Begrifflichkeiten der westlichen Kultur des 20. Jahrhunderts, insbesondere jene der Moderne. Immer wieder greift er auf die künstlerischen Avantgarden zurück, auf Heroen wie Marcel Duchamp oder Piet Mondrian und verbindet deren Gesten und Bildfindungen mittels gezielter Deplatzierungen alltäglich erscheinender Dinge der Gegenwart. In einem permanenten Tausch zwischen High und Low stellt Mercier hintergründig die Frage nach dem Status der Dinge zwischen
Funktionalität und künstlerischer Zweckfreiheit, wenn er beispielsweise Röhren aus dem Baubedarf zu Sitzbänken umfunktioniert oder Sportgerätschaften in monströse Leuchten verwandelt.
Die Einzelausstellung des 1970 geborenen, in Paris lebenden Künstlers Mathieu Mercier, wird in Kooperation mit dem Kunstmuseum St. Gallen entwickelt und ist in Esslingen auf zweiter Station direkt im Anschluss an ihre Präsentation im Kunstmuseum St. Gallen zu sehen.
Die zwei Ausstellungshäuser geben gemeinsam einen Katalog heraus.
12. Oktober 2014 – 11. Januar 2015
Obsessionen und surreale Welten
Arbeiten aus der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar
Bahnwärterhaus
Eröffnung: Sonntag, 12. Oktober 2014, 11 Uhr
Das Unbewusste zu Papier bringen und mehrdeutige, surreale Bildwelten entwerfen: Die Galerien der Stadt Esslingen präsentieren im Bahnwärterhaus einen Querschnitt von Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien aus der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar. Bis heute gerät die künstlerische Beschäftigung mit der Wirklichkeit mitunter ins Surreale oder Obsessive. Die Ausstellung erkundet fantastische Welten zwischen Realität und Traum. Ob irrational oder mystisch, obsessiv oder träumerisch, neurotisch oder provokativ – die künstlerischen Haltungen verdanken sich alle zugespitzten Herangehensweisen. Werke des 20. Jahrhunderts z. B. von Hans Bellmer, Lovis Corinth oder Wols treten mit Arbeiten aktueller Positionen der internationalen Gegenwartkunst, etwa von Damien Deroubaix, Michael Bauer oder Melanie Smith, in Beziehung.
Das Spektrum der künstlerischen Sprachen reicht von der Unheimlichkeit wirklichkeitsgetreuer Situationen bis zu obsessiven Verfremdungen menschlicher Eindrücke.
Insbesondere anhand der Erwerbungen der letzten Jahre bietet die Schau ungeahnte Einblicke in die Graphische Sammlung der Stadt. Schätze des 20. und 21. Jahrhunderts kommen ans Licht. Die Ausstellung steht in einer Reihe von Sammlungspräsentationen wie „Volker Böhringer: Industriegrafiken“ (2006), „Das alles auf Papier!“ (2007), „kein licht für wen“ (2008) und „Heribert Friedland. Tuschen und Aquarell im Dialog mit Werken der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar“ (2008).
Kuratiert von Andreas Baur und Tina Plokarz
11. Oktober 2014 – 23. November 2014
Gastausstellung des Esslinger Kunstvereins
Tobias Rehberger
Eröffnung: Freitag, 10. Oktober 2014, 19 Uhr
www.esslinger-kunstverein.de
29. Juni 2014 – 21. September 2014
Andreas Schulze
Eröffnung: Sonntag, 29. Juni 2014, 11 Uhr
Andreas Schulze entwickelt seine überaus eigenständige malerische Haltung in den 1980er Jahren und profiliert diese seither stetig. Zunächst arbeitet er im Kreis der Kölner Gruppe Mülheimer Freiheit und der so genannten Jungen Wilden. Doch früh distanziert er sich von deren expressiven, spontanen und subjektiven Duktus. Seine Position in der Malerei der Gegenwartskunst ist einzigartig. Die Einzelausstellung in der Esslinger Villa Merkel wird konzeptionell zweigeteilt aufgebaut sein. Für das Erdgeschoss der Villa Merkel entwirft Andreas Schulze eine großformatige räumliche Installation und „möbliert“ dieses Geschoss des ehemaligen Wohngebäudes durch malerische Interventionen. Wie bei allen seinen Installationen werden dabei die Themen der Gemälde Andreas Schulzes in den Ausstellungsraum erweitert. Gefundene Objekte sind einbezogen wie auch eigene Skulpturen und Lampen. Faktischer und fiktionaler Raum erscheinen miteinander verwoben. Etabliert werden komplexe Beziehungen zwischen profanen Objekten und ornamentalem Dekor, zwischen unkonventionellem Lebensstil und bürgerlicher Normalität. Andreas Schulzes melancholische Landschaften und Interieurs vermitteln Behaglichkeit und Bedrohung zugleich, thematisieren das das Streben der Gesellschaft nach Sicherheit und Komfort wie auch die Entfremdung des „Privaten“, in welcher das bürgerliche Bedürfnis auf Harmonie sich als eng und restriktiv herausstellt. Und immer geht es mit einem gehörigen Augenzwinkern und tiefgründigem Humor zur Sache. Gunter Reski schreibt, „Andreas Schulzes Malerei hat vermeintlich viel mit naivem Charme zu tun. Der kommt mit einer verblüffenden Nonchalance daher.
Andreas Schulze ist wahrscheinlich einer der wenigen, die per amüsiertem Achselzucken malen können. Sehr einfach und sehr lässig. So ein bisschen wie die fröhliche Pubertät auf dem Weg zur Abstraktion oder auch beim angeschickerten Nachhauseweg von dort zurück… Seinen ultimativen Stil hat Andreas Schulze schon zu Studentenzeiten aus dem Hut gezaubert und ist ihm einfach konsequent treu geblieben. Bezaubernd abstrahierende Vereinfachungen der Alltagswelt, die weder den metaphysischen Hoch- noch Tiefbau in der bildlichen Repräsentation bemühen müssen. Ich habe ihn irrtümlich einfach nur für den weltbesten Erbsenmaler gehalten… Menschendarstellungen kommen nicht vor. Es sind Anmutungen von hübsch entkernten Lebensräumen a la broken home stories, deren nicht gezeigte Bewohner vielleicht ähnlich viele Handicaps und Leerstellen aufweisen, so dass man sie lieber gar nicht erst zeigen mag. Dagegen dürfen Marsriegel, Obst, Pflastersteine, Solarien, Geschirr, und jede Menge flott schattierte geometrische Grundformen seine geschmackig sphärischen Farbverläufe im Hintergrund bevölkern… Die radikale Simplizität dieser Bildsettings ist nach wie vor erfrischend. Schulzes befreiende Veralberung eines letztlich klerikalen Reduktionismus, nicht nur aus Amerika, hat die Stärke, dass seine essentiellen Albernheiten nicht im flachen Fahrtwasser der Parodie oder Scharade baden gehen. Schwer zu sagen, wie er das hinbekommt.“
Die Ausstellung reist in modifizierter Form an das Kunstmuseum Bonn und im Anschluss an das Kunstmuseum St. Gallen.
Merkelpark
29. Juni 2014 – 21. September 2014
Ida Ekblad und Les Frères Chapuisat
Sonntag, 29. Juni 2014, 11 Uhr, Eröffnung
Die Installationen von Ida Ekblad und Les Frères Chapuisat sind Teil der Veranstaltungsreihe „Offenbar – Interreligiöse Kulturtage Esslingen am Neckar“ und Esslinger Beiträge zum Projekt „Garten Eden“ der KulturRegion Stuttgart.
Debutausstellung im Bahnwärterhaus
3. Mai 2014 – 15. Juni 2014
Byung Chul Kim – Von Oma bis Nietzsche
Eröffnung: Freitag, 2. Mai 2014, 19 Uhr
Finissage: Sonntag, 15. Juni 2014, 11 Uhr
Byung Chul Kim zeichnet. In seinen neuen, teils großformatigen Arbeiten visualisiert er Geschichten und Gedanken. Es sind philosophisch subtile Zeichnungen. Die Finesse in der zeichnerischen Ausführung entspricht der Feinheit der dargestellten Gedanken. Zugleich wirken die minutiös und sorgfältig ausgearbeiteten Zeichnungen als Antithese zur Schnelllebigkeit von Moden und Trends. Der Betrachter kann lange schauen und staunen, ins Nachdenken geraten beim Nachvollzug dessen, was sich ihm bietet.
Mit viel Humor und Scharfsinn öffnet Byung Chul Kim einen Raum voller Fantasie und gelegentlich abseitiger Gedankenspiele. Bilder und sie begleitende textliche Notationen greifen in den storyboardgleichen Zeichnungen auf selbstverständliche Weise ineinander. Parabeln werden abgewandelt: Mit Bildern und durch Bilder erzählt der Künstler eine Geschichte, oder er macht einen Gedanken anschaulich, der sich langsam eröffnet und umso länger wirkt.
Byung Chul Kim, geboren in Süd-Korea, studiert zunächst an der ChuGye University of the Arts in Seoul, bevor er 2002-2011 ein Studium der Freien Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei und Neue Medien bei Christian Jankowski an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart absolviert.
Die Ausstellung wurde realisiert in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
9. März 2014 – 8. Juni 2014
HAMISH FULTON – WALKING TRANSFORMATION
Eröffnung: Sonntag, 9. März 2014, 11 Uhr
Hamish Fulton, der 1946 in London geborene Künstler, arbeitet an einem überaus eigenständigen Werk. Es ist, nachgerade poetisch und zeugt von einer profilierten, authentischen und weltoffenen Haltung. Hamish Fulton überführt seit gut 40 Jahren das „Gehen“ in eine neue Kunstform: die Walks. Gehend schafft er Kunstwerke. Auf allen Kontinenten der Erde unternimmt er Walks, etwa „From Coast to Coast“ über die Inseln Großbritanniens. Die dabei gemachten Erfahrungen transformiert Hamish Fulton. Auf Basis von Aufzeichnungen und Fotos, während der Walks gesammelt, entwirft er Wandzeichnungen, Wandbilder, Fotografien, Texte oder auch Objekte. Sie lesen sich als allgemeingültig künstlerische Formen der Verdichtung der Erscheinungsvielfalt ursprünglicher und unmittelbarer Beziehungen des Menschen zur Erde, doch zugleich als passiver Protest gegen urbane Gesellschaften, die Menschen der Natur entfremden. „No Walk, no Art“, sympathisch kompromisslos beschreibt Hamish Fulton seine Arbeitsweise. Schon den Walk selbst begreift er als Werk. Es konstituiert sich in den Polen von Anspannung und Entspannung, von Konzentration und Ablenkung, von Anstrengung und Erholung, von Erfahrung und Erlebnis. Hamish Fulton sucht Einsichten, nicht Aussichten. Das Gehen ist für ihn auch eine Form der Vergewisserung der eigenen Person.
So stellt sich der Künstler für die Walks je neue Aufgaben. Einmal bewegt er sich mit meditativer Gelöstheit tagelang durch Schottland, einmal geht er im Himalaya über Wochen an seine körperlichen Grenzen, einmal zählt er mit der Genauigkeit des Landvermessers jeden Schritt eines Tages: 33.210 waren es am 10. Oktober 1991 bei einem Walk um den Berg Hiei in Japan – eine Wanderung, die er später in ein dichtes grafisches Bild aus ebenso vielen Punkten übersetzt.
Seine vielfältigen Erfahrungen gibt der Künstler bei exakt geplanten und choreografierten thematischen Walks auch an das Publikum weiter. Im japanischen Kitakyushu bezog Hamish Fulton erstmals im Jahr 1994 mit einem Group Walk weitere Personen in seine Arbeit aktiv mit ein. Seither wurden weltweit eine Vielzahl solcher die Welt erschließenden und kulturell verbindenden Group Walks mit Beteiligung vieler Personen realisiert.
Der Esslinger Ausstellung voraus gehen Walks in Indien. Sie werden den Nukleus der Ausstellung bilden, ergänzt durch einige Werke vergangener Aktionen. Weit mehr als die Hälfte der Arbeiten der Esslinger Ausstellung werden eigens aus ihrem Anlass neu entstanden sein.
(Vgl. Laudatio von Freddy Langer: "Im Zweifelsfalle weiterwandern. Ein Spaziergang mit Hamish Fulton", Berg.Welten, 2010)