18. Dezember 2016 – 26. Februar 2017

 

Dicker als Wasser. Konzepte des Familiären in der zeitgenössischen Kunst

 

Eröffnung: Sonntag, 18. Dezember, 11 Uhr


Familie muss angesichts sich wandelnder Realitäten neu gedacht werden. Kritik an starren Rollenbildern und patriarchaler Macht ist spätestens mit der 68er-Bewegung im gesellschaftlichen Mainstream angekommen. Doch sobald es darum geht, zu definieren, was eine Familie ist, erhält das Thema neue Sprengkraft. Was macht den Kern einer Familie aus? Die gesellschaftlichen Debatten darum sind neben Werte- und Generationenkonflikten zunehmend von der Entwicklung neuer Technologien wie der künstlichen Befruchtung oder Leihmutterschaft sowie alternativer Lebensentwürfe geprägt. Statt sich biologisch zu legitimieren, kann Familie auch als Herstellungsprozess, als doing family, bezeichnet werden. Wechselseitig beeinflussen sich somit Entwicklungen von Lebensgemeinschaften und Gesellschaft und führen zu der Frage, ob der Begriff Familie individuell ausgedeutet und mit allen möglichen Formen des Zusammenlebens gefüllt werden kann. So sind Familienangelegenheiten eben nicht nur privater, sondern auch politischer Natur. Sie sind Ausdruck von Sozialstrukturen im Wandel und unterschiedlicher Vorstellungen von Familie. Die Künstlerinnen und Künstler reflektieren aus der Distanz oder persönlich involviert den gegenwärtigen Status von Familie. Welche Bedeutung hat Familie angesichts globalisierter Arbeitsbedingungen und pluralisierter Lebensformen heute noch? Inwiefern ersetzen Netzwerke und Freunde klassische Familienstrukturen?


Die familia, der lateinische Ursprung des Wortes Familie, übersetzt sich nüchtern als Hausgenossenschaft. Anstelle von Blutsverwandtschaft und Schicksalsgemeinschaft suggeriert er eher eine Gemeinschaft freiwilliger Bindung und erfasst damit die Pluralität gegenwärtiger Familienentwürfe. Ist Familie heutzutage allein eine Sache freier Entscheidung und nicht mehr nur des genetischen Zufalls?

 

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von:
Candice Breitz, Omer Fast, Simon Fujiwara, Badr el Hammami & Fadma Kaddouri, Nan Goldin, Verena Jaekel, Haejun Jo, Nina Katchadourian, Byung Chul Kim, Ragnar Kjartansson, Neozoon, Johannes Paul Raether, Gillian Wearing und Tobias Yves Zintel

 

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Kunstpalais Erlangen, wo sie vom 24. September bis zum 27. November 2016 gezeigt wird



 

4. November – 13. November 2016

 

PRACTICE PROCESS PROGRESS.

 

Ausstellung des Weißenhof-Programm (Meisterschüler) der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

 

 

Eröffnung: Donnerstag, 3. November, 19 Uhr


Ein Projekt zum Dazwischen – zwischen Studium und freier künstlerischer Praxis. Zwischen „behütender“ Hochschule und freier Wildbahn – junge Künstlerinnen und Künstler zeigen Projekte und Werke, Fotografien, Bilder und Videos, zu Beginn ihrer Karriere. Die Absolventen des ersten Jahrgangs des Meisterschülerprogramms an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart stellen Projekte, Prozesse und Ergebnisse in einer Ausstellung und in begleitenden Veranstaltungen zur Diskussion.

 


Mit Arbeiten und Projekten von Anna Gohmert, Gruppe CIS, Valentin Hennig, Anna Huxel, Georg Lutz, Ann-Kathrin Müller, Andreas Bauer (Salon Büro), Benjamin Bronni (Salon Büro) und Fabian Treiber (Salon Büro) .

 

Informationen auch unter meisterschueler.abk-stuttgart.de



25. Mai 2016 – 21. August 2016

 

GOOD SPACE
politische, ästhetische und urbane Räume

 

Eröffnung: Mittwoch, 25. Mai, 19 Uhr

Besuchen Sie den Projekt-Webspace: goodspace.villa-merkel.de

 


Unter dem Titel GOOD SPACE – politische, ästhetische und urbane Räume thematisieren die Galerien der Stadt Esslingen in der Villa Merkel, dem Bahnwärterhaus und im Merkelpark unterschiedliche Aspekte öffentlicher Räume, seien diese tatsächlich gebaut, in digitalen Netzen angelegt oder als Forschungsergebnis konkretisiert. Die Ausstellung nimmt Perspektiven der Gegenwartskunst, Architektur und Wissenschaft ein. Es geht um ungenutzte Potenziale, um Chancen und neue Wege ganz nach dem Motto: „Geben wir der Zukunft ein Zuhause im öffentlichen Raum!“

GOOD SPACEsetzt Schlaglichter etwa auf aktuelle Fragen danach, wie angesichts beschränkter Ressourcen Zukunft zu gestalten sei und gesellschaftliches Leben gelingen kann. Die Architektur von Informationsstrukturen wird thematisiert sowie Fragen von Überwachung und Unsichtbarkeit im digitalen Raum. Anschaulich dargestellt ist, wie sich aus dem Studium evolutionärer Prozesse der Pflanzen zukunftsrelevante Methoden in Bereichen des Bio-Designs oder der Stadtökologie ableiten lassen…


Eine Kabinett-Ausstellung in der Ausstellung ist EVERYTHING IS ARCHITECTURE: Bau Magazine from the 60s and 70s. Sie wurde zunächst für das ICA, London, durch Juliette Desorgues kuratiert und hat nun ihren Gastauftritt in der Esslinger Villa Merkel.

 

GOOD SPACE – politische, ästhetische und urbane Räume, die diesjährige Ausgabe von Crossing Media, wird durch ein opulentes Begleitprogramm aus Vorträgen, Workshops oder auch Konzerten ergänzt. Eine Brücke ganz konkret in die Stadt schlägt ein Vermittlungsprogramm mit Forschungsspaziergängen, die die Stadt in besonderer Weise erlebbar machen.

 

GOOD SPACE zeigt Arbeiten und Projekte von: Los Carpinteros (CU), Martin Creed (GB), Binelde Hyrcan (AO), Jasper Niens (NL), Jon Rafman (CA), Hito Steyerl (DE), Ryan Trecartin (USA), Christoph Wachter & Mathias Jud (CH), Stephen Willats (GB), PNAT (IT), raumlaborberlin (DE), SAM ARKA (DE) und EVERYTHING IS ARCHITECTUR (AUT/GB), eine Kabinettausstellung in der Ausstellung.

 

Herzlicher Dank gilt den Förderern und Partnern.



25. Mai – 21. August 2016

 

EVERYTHING IS ARCHITECTURE:
Bau Magazine from the 60s and 70s

 

Eröffnung: Mittwoch, 25. Mai, 19 Uhr

 


Die Ausstellung EVERYTHING IS ARCHITECTURE: Bau Magazine from the 60s and 70s wurde zunächst für das ICA, London, durch Juliette Desorgues kuratiert und hat nun ihren Gastauftritt in der Esslinger Villa Merkel. Die Ausstellung konzentriert sich auf das österreichische Architekturmagazin Bau: Zeitschrift für Architektur und Städtebau. Ursprünglich mit Der Bau betitelt, wurde das Magazin von der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs verlegt und 1925 veröffentlicht als Fachzeitschrift. Von 1965 – 1970 wurde die Redaktion von einer Gruppe wegweisender österreichischer Künstler und Architekten übernommen: Sokratis Dimitriou, Günther Feuerstein, Hans Hollein, Oswald Oberhuber, Gustav Peichl und Walter Pichler.

Das Magazin präsentierte auch die radikalen Werke einer jungen Generation österreichischer Architekten wie COOP HIMMELB(L)AU und Haus-Rucker-Co und bot, mit der Veröffentlichung der Arbeiten der Londoner Architekturgruppe Archigram und der amerikanischen Architekten und Künstler Buckminster Fuller und Claes Oldenburg, eine Türe zu der großen, internationalen Architektur- und Kunstszene der Zeit.

 

Weitere Informationen finden Sie ebenfalls hier:
goodspace.villa-merkel.de

 

Zu den Seiten des ICA klicken Sie hier!


Zu einer Zeit als experimentelle Architekturmagazine am Aufblühen waren, grenzte sich Bau ab durch sein glänzendes, großformatiges Layout und durch den Gebrauch von Werbeanzeigen. Es bewahrte sich seine verspielte Qualität durch den experimentellen Einsatz von Typographie und Design und dem Rückgriff auf eine Vielzahl von Bildern aus der Architektur, dem Städtewesen, der Kunst und der Popkultur. Dieser interdisziplinäre Ansatz kristallisierte sich in einer Ausgabe von Bau im Jahr 1968 heraus, in welcher der einflussreiche Architekt Hans Hollein plakativ behauptete: „Alles ist Architektur“ (Everything is Architecture). Von einem Lippenstift, einer Pille und einem Portrait von Che Guevara bis hin zu einem Raumanzug und den radikalen Performances der Wiener Aktivisten kann alles architektonisch betrachtet werden.

 

In der Ausstellung gezeigt wird auch eine Serie an Kurzfilmen österreichischer Architekten und gemeinschaftlichen Architekturbüros der Zeit.



6. März – 17. April 2016

 

Bahnwärterhaus:

 

BEWEGUNG AUGE KOPF HAND 2016

Mathieu Bessey, Peter Chevalier, Tobias Diehm, Fabian Fobbe, Markus Heller, Adam Henry, Steffen Kugel, Sascha Patzig, Lars Rasmussen, Christian Rothmaler und Sarah Verbeek

 

Eröffnung: Sonntag, 6. März, 11 Uhr

 

 


Elf internationale Künstler zeigen in der Gruppenausstellung neue Positionen zur zeitgenössischen Malerei. Die unterschiedlichen stilistischen Ansätze der Künstler verbinden sich in dem Glauben an die unendliche schöpferische Vielfalt des Mediums Malerei und die daraus entstehende frische Motivation für formale Möglichkeiten. Die Freiheits- und Phantasiebegabungen der Künstler, verknüpfen sich mit einem tiefen Verständnis für Komposition, Farbe und Form. Trotz der formalen Unterschiede sickert/destilliert sich ein gemeinsamer ironisch-mystischer Seelensirup aus den gezeigten Werken, der den Kit, die homogene Verbindungsknetmasse, der Ausstellung bildet.


Ein intensiver Blick auf die einzelnen Bilder durchbricht sehr schnell die Oberfläche der leichtfüßigen Ironie und lässt eine konsequente künstlerische Kraft entdecken, die genau weiß, welcher malerischen Mittel sie sich bedienen muss, um energetische Bild-Kraftfelder zu erzeugen. Bilder als pfiffig-gewiefte Erfahrungsschwämme, vollgesogen mit  kunsthistorischen Spielereien und Verbeugungen. Die gemeinsame Haltung der Künstler, ein Habitus der es sich zum Ziel macht, die Grenzen der Malerei weiter auszudehnen, ohne den Kern zu verleugnen. Eine selbstbewusste Affirmation dieses alten Mediums 2016.

 

Kuratoren: Sascha Patzig, Tobias Diehm



14. Februar – 24. April 2016

 

Willie Doherty

Home

 

Eröffnung: Sonntag, 14. Februar, 11 Uhr


Die Ausstellung zeigt neben den jüngsten Videos „The Amnesiac" (2014), „Remains" (2013) und „Buried" (2009) eine eigens neu produzierte Videoarbeit, die in der Villa Merkel zum ersten Mal präsentiert wird. Ebenso wird eine Auswahl fotografischer Arbeiten der jüngeren Vergangenheit durch eine Reihe neuer Werke ergänzt. Auch diese jüngsten Arbeiten führen Dohertys Reflexionen in Videos und Fotografien über die sich verändernde politische Landschaft Nordirlands fort. Doherty untersucht die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Realität und Erinnerung. Seine Verwendung der Kamera zeichnet ein Interesse für Überwachungstechnologien ebenso aus wie ein Interesse an der Tradition der romantischen Landschaft. Die Aufmerksamkeit springt von Tag zu Nacht und von urbanen zu natürlichen Lebensräumen, vom Panorama zur Nahaufnahme. Die Kamera scheint vom Pfad abzuweichen. Sie führt in Sackgassen oder in gefangene Räume.

 


Zwischen den Polen von Authentizität und Fiktion erforschen seine Videos die Möglichkeiten und Bedingungen des filmischen Apparats und spielen auf Genres an wie Action-, Autoren- und Dokumentarfilm. Im bildhaften Sinne verwendet er zudem eine Technik, die mit einer kriminalistischen Erzählung vergleichbar ist: Er steigert die Ununterscheidbarkeit zwischen einer konkreten Bedrohung und einer Grundbefindlichkeit, der Angst vor dem Nichts, vor dem Unbestimmten. Erzählstrukturen und Möglichkeiten der Interpretation bleiben offen. Willie Dohertys Fotografien und Videos zwingen uns, mit der Tatsache umzugehen, dem Bild nicht länger vertrauen zu können.

 

 

Wir danken Alexander and Bonin, New York, der Galerie Peter Kilchmann, Zürich, der Galería Moisés Pérez de Albéniz, Madrid und der Kerlin Gallery, Dublin für die großzügige Unterstützung.



23. Januar 2016 – 28. Februar 2016 

 

Bahnwärterhaus:

Under Construction II

 

Eröffnung: Freitag, 22. Januar, 19 Uhr

  

Dave Bopp, Tilman Brandmeier, Benjamin Gräbner, Timo Sacher, Hanna Schwaderer, Martin Schweikert, Min-Seob Ji, Nigatu Tsehay Molla, Daniela Wolf

 

 


Under Construction ist eine zweiteilige Ausstellungsreihe, die das Bahnwärterhaus als Plattform für junge, internationale Künstler nutzt. Der Titel  steht für einen nicht abgeschlossenen Prozess. Die Arbeiten sind offene Konstruktionen, die weiter fortführbar sind. Neun Positionen werden vorgestellt. Ein besonderer Fokus liegt in diesem Teil auf aktuellen Tendenzen der Malerei. Mit Dave Bopp, Timo Sacher, Nigatu Tsehay Molla und Martin Schweikert sind vier Malerpositionen in der Ausstellung vertreten. Wie selbstverständlich fließen digitalisierte Elemente, Filmbezüge oder Graffititechniken in ihre Malereien ein. So sind beispielsweise die Malereien des Schweizers Dave Bopp in Schichten angelegt, welche sich gegenseitig kommentieren, paraphrasieren und weiterschreiben. Die kleinen, organischen, abstrakten Formen treten zueinander in Beziehung. Die am Computer generierten Formen werden in mehreren Schichten und mit diversen Techniken auf den Bildträger aufgetragen. Diese „Sampletechnik“ eröffnet vielfältige Referenzen auf mehreren Ebenen - so zum Beispiel zu Remixtechniken in der Musik. Timo Sacher dagegen realisiert mit einem reliefartigen Bildträger aus Gips ein räumliches Farberlebnis aus gesprühter Farbe. Die figürliche Malerei von Nigatu Tsehay Molla ist unter anderem vom Film beeinflusst. Anders als im Film handelt es sich jedoch nicht um klare Kameraperspektiven. In einer Kollision unterschiedlicher Blickwinkel verzerren sich die Figuren.


Mit einem spitzbübischen Augenzwinkern lehnen sich die Arbeiten von Hanna Schwaderer und Tilman Brandmeier an den Ausstellungstitel „Under Construction“ an. Tilman Brandmeier hat die leidige Aufgabe des Bilderaufhängens für die Ausstellungsdauer an ein kinetisches Konstrukt delegiert. Die Aufgabe wird jedoch nie zu Ende gebracht. Hanna Schwaderer verpackt den Vorgang der Bilderherstellung in eine Transportkiste.

 

Weitere Beiträge kommen von Ben Gräbner, der in seinen skulpturalen Arbeiten Auswirkungen auf Materialien untersucht und von Daniela Wolf, die ein Video präsentiert.

 

In einer Perfomance am Eröffnungsabend von Min-Seob Ji entstehen unter dem Titel „Miraculous construct“ Türme aus Origamibooten. Die fragile Konstruktion des Südkoreaners ist eine Hommage an die legendäre Performance „In search of the Miraculous“ des Künstlers Jan Bas Ader aus dem Jahr 1975. Der Künstler verschwand spurlos bei dem Versuch einer performativen Überquerung des Atlantiks in einem kleinen Segelboot. Im Angesicht der aktuellen Flüchtlingsbewegungen über das Meer bekommt diese historische Performance eine neue Facette.

 

Kuratorin: Anka Wenzel